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Downquark: Urknall (Review)

Artist:

Downquark

Downquark: Urknall
Album:

Urknall

Medium: CD
Stil:

Sinfonischer Urknall im Jazz-Universum

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 60:36
Erschienen: 01.11.2013
Website: [Link]

Es gibt Bands, die machen es – aus welchem Grunde auch immer – dem Hörer wirklich nicht leicht.
Und dann gibt es auch Bands, die machen es – bewusst und aus gutem Grund – dem Hörer noch viel schwerer.
DOWNQUARK gehört eindeutig zur zweiten Band-Kategorie, gerade weil sie eine Menge Verspielt- & Verrücktheiten in ihrer Musik verzapfen, aber garantiert keinen Quark. Auch das Down-Gefühl kommt definitiv nicht auf, sondern eher der Urknall, der einem gehörig die Ohren durchbläst und das Hirn durchrüttelt. Denn es geht hier laut der musikalischen und quantentechnisch einwandfreien DOWNQUARK-Theorie um „das älteste Drama aller Zeiten, welches endlich nach 13,5 Milliarden Jahren seine wohl verdiente Vertonung“ durch dieses deutsche Musiker-Quartett erhält.

Darum vorab eine unerlässliche Feststellung – oder besser noch Warnung:
„Für alle, bei denen heutzutage der Urknall nur noch hintenrum in der Hose abgeht oder die Musik ausschließlich im Radio vorkommt, ist der 'Urknall' von DOWNQUARK garantiert nur Quark. Für diejenigen aber, die mit dem Urknall mehr als einen feuchten Furz, der im Winde verfliegt und nur ein paar braune Streifen hinterlässt, in Verbindung bringen und die auch mal ihre Lauschlöffel für Musik jenseits mainstreamplattgelatschter Pfade öffnen, die haben hier die große Chance, ihren ganz persönlichen, musikalischen Urknall zu erleben!“

Dreh- und Angelpunkt auf „Urknall“ ist der Saxofonist MARKUS KRÖGER, der uns bereits vor gut zwei Jahren mit seiner Band INYAKA in recht ähnlicher Form den „Erdaufgang“ bescherte. Auch hier war der Hörer gezwungen, nicht nur musikalisches Neufeld zu betreten, sondern sich völlig tabulos jazzigen Rhythmen und orchestralem Bombast hinzugeben.

Wer sich auf solche Tabubrüche nicht einlassen kann, der wird mit „Urknall“ garantiert nicht glücklich. Denn bereits der Album-Opener ist wilder Free-Jazz, der wie eine kriegerische Auseinandersetzung mehrerer, dem Wahnsinn verfallenen Musiker klingt, die mit ihren Instrumenten, Saxofon, Gitarre, Bass und Schlagzeug, gegeneinander antreten. Da verzieht sich niemand in den Schützengraben, sondern schlägt mit voller Kraft auf seinen Gegenüber ein – ein echter 2013er Jazz-Urknall!

Wer jetzt bereits entsetzt die CD seinem Player entreißt, dem wird, so viel sei im Vorfeld schon mal garantiert, so einiges entgehen, selbst wenn auch der nächste Kracher „Dark Energy“ noch wahllos mit frei jazzenden Noten um sich wirft, aber zugleich schon die Botschaft vermittelt: „Keine Angst, es geht und wird auch leiser“.
Und da nach dem Urknall, wie wir es ja längst von der Wissenschaft und der Natur gelernt haben, die Eruptionen immer weniger (bedrohlich) werden, verfolgen DOWNQUARK mit ihrer Musik ein ganz ähnliches Ziel.

„The Dark Age“ beginnt beispielsweise als eine Saxofon-Ballade, in der nach knapp 2 Minuten das Saxofon verstummt und sich Bass, Schlagzeug und Gitarre ein seltsames, improvisiertes Stelldichein geben, bis nach 4 Minuten das Saxofon wieder eine harmonische, verträumte Klangfarbe beisteuert.
„Dance Of Matter“ setzt nach einem eigenartigen Schlagzeug-Intro auf ein paar Bar-Jazz-Rhythmen, denen mal wieder das Saxofon in die Quere kommt. Das hat dann schon etwas von den abgefahrenen GONG, als dort noch ein DAEVID ALLEN das Musik-Zepter schwang, dem's einfach nie verrückt genug sein konnte, egal ob er einen Camembert elektrifizierte oder Teekannen durch's Weltall fliegen ließ.
„Birth Of Light I“ wiederum ist Jazz-Rock mit Reggae-Rhythmen im Hintergrund – einfach irre, diese unerschöpflichen Ideen aus dem DOWNQUARK-Pool, die dann mit „Birth Of Light II“ einfach den Spieß umdrehen und es richtig rocken lassen, dafür aber so schiefe Saxofon-Töne darüberlegen, dass aus dem anfänglichen Rock eine Jazz-Punk-Schose wird, die im ruhigen „Zeitwirbel“ ihren Ausklang findet.
„Cool Expansion“ wartet mit einem Kontrabass-Solo auf, dem sich wiederum das Saxofon anschließt, welches kurz darauf gemeinsam, durch E-Gitarre und Schlagzeug erweitert, einen freien, aber ziemlich entspannten Jazz-Ausflug unternimmt, der ein wenig düster und beängstigend wirkt, bis dann die auf der CD verbleibenden 20 Minuten ein wenig das Tempo herunterfahren und mal wieder so richtig auf den GONG hauen.

FAZIT: Alles, was wir in den 60 Minuten zu hören bekommen, passt ganz ausgezeichnet zur „Urknall“-Theorie von DOWNQUARK, die am Ende so klingt, wie eine Scheibe von ZAPPA, wenn der sich wirklich mal entschlossen hätte, statt die Klassik aufzumischen, ein richtig geiles, rein instrumentales, „echtes“ Jazz-Album rauszuhauen. Kein Wunder also, dass der Mann am Saxofon ein bekennender Zappa-Fan ist. Wir können es hören. Und mindestens einen großen GONG-Fan muss es in diesem Quartett auch noch geben – ansonsten würde ich glattweg einen elektrischen Camembert fressen und dazu einen graskräutriges Heißgetränk aus der fliegenden Teekanne trinken.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5388x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Urknall / Inflation
  • Dark Energy
  • The Dark Age
  • Dance Of Matter
  • Birth Of The Light I
  • Birth Of The Light II
  • Intergalactic Traffic / Zeitwirbel
  • Cool Expansion
  • Chandrasekhargrenze
  • Cosmic Radiation I
  • Cosmic Radiation II

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Proggus
gepostet am: 15.11.2013

Der Amazo-Link funktioniert nicht... vermutlich gibt's das Album gar nicht ebenda :-)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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